Chapeau, eine Pointe!

In der „Welt“ berichtete der Journalist Richard Herzinger kürzlich von einer Veranstaltung des think tanks Wert der Freiheit zum Thema „Liberaler Aufbruch im Internet“. Dabei geht er gleich zu Beginn des Artikels auf eine Powerpoint-Folie ein, die der Verfasser am Ende seines Vortrags an die Wand projizierte. Zu sehen ist Friedrich August von Hayek sowie ein Zitat aus seinem Aufsatz „The Use of Knowledge in Society“: „Wir müssen zeigen, wie eine Lösung durch das Zusammenwirken von Menschen hervorgebracht wird, von denen jeder nur Teilkenntnisse besitzt.“ Dieses Zitat sollte verdeutlichen, dass Hayeks informationstheoretische Überlegungen – ein Herzstück seiner Philosophie – im Internet eine geniale Verwirklichung gefunden haben. Ähnlich wie der Wettbewerb der Anbieter am Markt zu einem Entdeckungsverfahren führt, bietet auch das Internet die Möglichkeit, Informationen zu sammeln, zu verknüpfen und in neue Bezüge zu stellen. Es ist gelebte spontane Ordnung.

Herzinger schaute allerdings weniger auf die inhaltliche Aussage als vielmehr auf das Bild. Und so stellte er bereits nach dem Vortrag die Frage, ob denn die Fixierung auf Vordenker wie Hayek nicht eine gewisse Ähnlichkeit aufweise zur Ikonisierung, die Theoretikern wie  Karl Marx in linken Kreisen zuteilwürden. In seinem Artikel klingt das so: „Dass an die Wand über dem Podium das Porträt Hayeks projiziert wurde, zeigt, dass dieser Denker bei den liberalen Freigeistern einen ähnlichen Stellenwert als letztgültige Wahrheitsinstanz hat wie bei den Linken Karl Marx.” Der Verfasser bemühte sich bereits am Donnerstag abend, Herrn Herzinger zu verstehen zu geben, dass dieser Vergleich komplett danebenliegt. Herzinger blieb aber lieber bei seiner Pointe. Sie war so schön klischeehaft. Das Bild war einfach zu bestechend: Der erfahrene, abgeklärte Journalist auf der einen Seite. Ein Mann der Praxis und der Bodenständigkeit mit einem geschulten kritischen Auge. Auf der anderen Seite die überschwänglichen (oder wie er es formuliert: „berauschten“) jungen Idealisten. Leute, die sich in ihrem Elfenbeinturm selbst genügen und die Welt draußen aus dem Blick verloren haben.

Diese verzerrte Darstellung möchte der Verfasser gerne richtigstellen.

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